Im hessischen Einzelhandel wird es weitere Streiks geben. Darauf haben sich ver.di-Gewerkschafter bei einer Konferenz von Betriebsräten und Mitgliedern der Tarifkommission gestern in Frankfurt verständigt. Sie verabre-deten Aktionen rund um die vierte Tarifverhandlungsrunde Einzelhandel am 2. Oktober. Der Landesfachbereichsleiter Handel von ver.di Hessen, Bernhard Schiederig, zur Position seiner Gewerkschaft: „Erstens fordern wir das Wiederinkraftsetzen des Manteltarifvertrages, den die Arbeitgeber gekündigt haben, und zwar ohne Abstriche. Zweitens wollen wir konkrete Verhandlungen vereinbaren über eine Reform der Entgeltstruktur, welche die Bezeichnung Modernisierung wirklich verdient. Drittens müssen Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen spürbar erhöht werden. Mit diesen Zielen gehen wir in die nächste Tarifverhandlung. Aber gleichzeitig bereiten wir einen heißen Herbst gegen die von den Arbeitgebern verbreitete un-soziale Kälte vor.“
In seinem Grußwort ging der hessische Landesvorsitzende Jürgen Bothner auf die zentrale Bedeu-tung des Einzelhandelstarifkonflikts für ver.di insgesamt ein. Die Streikenden, so Bothner zeigten mit ihren Aktionen, dass es nicht lediglich um einen Tarifvertrag geht, sondern um die Anerkennung und Würde am Arbeitsplatz, weil die Beschäftigten mehr seien als Kostenfaktoren. „Soziale Rechte sind die besten Garantie für die individuelle Freiheit“, sagte Bothner vor dem vollbesetzten Saal des Bürgerhauses Gallus.
Im zweiten Teil der Konferenz referierte der Sozialethiker Professor Dr. Franz Segbers von der Uni-versität Marburg über die Wichtigkeit von Tarifverträgen in einer demokratisch verfassten Gesell-schaft: „Die Tarifautonomie ist die Konkretisierung des Sozialstaatsprinzips, weil sie das Machtun-gleichgewicht zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern austarieren kann.“ In Jahrzehnten habe sich die Einschränkung der unternehmerischen Freiheit durch Kündigungsschutz, Mitbestimmung und Tarifautonomie bewährt. Heute gelte es, alle Versuche einer Vermarktung menschlicher Arbeit, die Beschäftigte zur Manövriermasse für höchste Renditen der Investoren degradierten, zurückzudrängen. Tarifverträge, so Segbers, spielten dabei eine zentrale Rolle, weil sich die Arbeitsbedingungen verbessern und einen erhöhten Schutz für die Beschäftigten darstellen.
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