Der Ruf: „Haltet den Dieb!“, ist die aktuelle Methode der Arbeitgeber*innen bundesweit im Einzel- und Versandhandel. Sie werfen ver.di eine „Verweigerungshaltung“ vor, doch verweigern sie selbst seit Monaten den Beschäftigten eine Lohnerhöhung, die nicht unter der Inflationsrate liegt. Denn ein Angebot von 5,3 Prozent für 2023 bei drei Monaten ohne Erhöhung der Tarifentgelte ist deutlich niedriger als die durchschnittliche Preissteigerung dieses Jahres. Und werden die für Beschäftigte der Branche besonders notwendigen Waren des täglichen Lebensunterhalts und für die Fahrt zur Arbeitsstätte als Maßstab genommen, dann liegt deren Teuerung besonders hoch über dem bundesweiten Durchschnitt der Inflation.
Wer blockiert also aktiv ein Fortkommen bei den Tarifverhandlungen für den Einzel- und Versandhandel? Warum und wie soll ver.di einem Angebot „entgegenkommen“, das den Beschäftigten einen realen Verlust an Einkommen und damit an Kaufkraft sowie Sicherstellung der Familie verspricht? Und worin besteht der Ausgleich für das enorme Minus im letzten Jahr, als die Entgelte nur um 1,7 Prozent angehoben wurden, während die Preise zweistellig anstiegen? Wer das weiß, aber monatelang ignoriert, der verweigert einen baldigen Tarifabschluss. Das müssen die Arbeitgeber*innen wohl erst lernen: Von den Beschäftigten einen 100-prozentigen Einsatz verlangen, diese aber mit 5,3 Prozent „abspeisen“ zu wollen, das provoziert ein heftiges: „Nein danke!“.
An der Protestkundgebung ab 11.30 Uhr vor dem Lokal der 5. Tarifverhandlung für den Einzel- und Versandhandel am 4. September 2023 im NH Hotel Frankfurt Airport West in Raunheim werden sich gut 400 Streikende beteiligen. Zum Streik aufgerufen sind Beschäftigte aus hessischen Filialen von Adler Moden, Esprit, Galeria Karstadt Kaufhof, H&M Hennes & Mauritz, Ikea, Kaufland, Parfümerie Douglas, Primark, REWE/PENNY, TK Maxx und Zara.