ver.di-Beschäftigtenbefragung Handel

Pressemitteilung vom 24.09.2025

ver.di hat bundesweit 11.732 Beschäftigte im Einzel- und Versandhandel sowie Groß- und Außenhandel zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Auch zahlreiche Handelsbeschäftigte aus Hessen haben sich an der Erhebung beteiligt, die in Zusammenarbeit mit dem uz-bonn, Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation, und TBS NRW, Beratungsinstitut für Betriebs- und Personalräte, durchgeführt wurde. „Die Ergebnisse sind besorgniserregend, da sie den Handelsbranchen durchweg schlechte Arbeitsbedingungen bescheinigen. Vergleichbare empirische Studien anderer Branchen schneiden deutlich besser ab. Besonders die Einkommenssituation der Menschen im Handel und die Arbeitsbelastungen stechen besonders negativ hervor,“ sagt Marcel Schäuble, Landesbezirksfachbereichsleiter Handel in Hessen.

75 Prozent der befragten Handelsbeschäftigten aus Hessen halten ihren Lohn angesichts der Arbeitsbelastung für wenig bis gar nicht angemessen. 68% sagen aus, dass sie mit dem Einkommen kaum oder nicht mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Auch wird von 63% der Befragten eingeschätzt, dass ihre Rente im Alter nicht ausreichen wird. „Die erschütternden Ergebnisse sind alarmierend. Der überwiegende Teil der Beschäftigten ist von existenzsichernden und rentenfesten Löhnen weit abgekoppelt; nur ein Drittel unterliegen der Tarifbindung,“ erklärt Marcel Schäuble. Die Arbeitsbedingungen werden ebenfalls als schlecht empfunden. 63 Prozent der befragten Handelsbeschäftigten beklagen eine hohe Belastung und zunehmende Arbeitsverdichtung. Und 63% der Befragten sagen aus, dass sie ihren Job bis zum Erreichen der Regelaltersrente nicht ohne Einschränkungen ausüben können. Weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass auch der Einsatz neuer digitaler Technologien nicht automatisch zu Entlastungen bei den Beschäftigten führt. „55% der Befragten empfinden diese als weitere zusätzliche Arbeitsbelastung, nicht zuletzt, weil Arbeit und neue Tätigkeitsformen auf immer weniger Personal verteilt werden.“

Viele Fachkräfte kehren bereits dem Handel den Rücken. Knapp zwei Drittel der Befragten äußern, dass sie ihren Arbeitgeber wechseln würden, wenn sie die Möglichkeit hätten. „Das sagt viel über die desolate Situation der Beschäftigten in den systemrelevanten Handelsbranchen aus. Es ist höchste Zeit zum Umdenken bei den Konzernen. Der Verdrängungswettbewerb darf nicht fortwährend und länger auf Kosten der Beschäftigten ausgetragen werden. Gute und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen, tarifliche Standards und Einkommen, die für alle in den Branchen des Einzel- und Versandhandels sowie des Groß- und Außenhandels gelten, müssen zum Maßstab werden,“ so Schäuble.

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