„Gut 400 Streikende empfingen heute die hessischen Arbeitgeber zu den Tarifverhandlungen in Raunheim. Aber sie protestierten nicht bloß gegen das bisher zu geringe Angebot von 5,3 Prozent für dieses Jahr, sondern berichteten von ihren finanziellen Bedrückungen durch die Preissteigerung. Das war sicher für manche Arbeitgeber nicht völlig neu, aber bestimmt eindrucksvoll“, erklärt Marcel Schäuble, Landesfachbereichsleiter Handel der ver.di Hessen und Verhandlungsführer für den hessischen Einzel- und Versandhandel: „Denn plötzlich erhielt die Forderung nach Erhöhung der Gehälter und Löhne um 2,50 Euro je Stunde ein politisches Gesicht: die Bedürfnisse und Nöte von Beschäftigten, die teils seit Jahrzehnten im Handel arbeiten und nicht selten einen Zweitjob annehmen mussten, um über die Runden zu kommen. Demgegenüber präsentierten die Arbeitgeber heute zum wiederholten Mal das von ihnen seit Monaten vorgetragene Angebot: 5,3 Prozent ab 1. Juli 2023 bei drei Monaten ohne jeglichen Erhöhungsbetrag; weitere 3,1 Prozent ab 1. April 2024 sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 450 Euro. Das ist ein deutlich zu niedriges Angebot, weil es noch unter der aktuellen hessischen Inflationsrate vom August mit durchschnittlich 6 Prozent liegt. Und die Reallohnverluste der Beschäftigten in den letzten anderthalb Jahren bleiben dabei völlig unberücksichtigt. Unter diesen Bedingungen waren die Verhandlungen nach der ersten Gesprächsrunde und der parallelen Kundgebung der Streikenden vor dem Verhandlungslokal faktisch beendet.“
An den heutigen Streiks beteiligten sich Beschäftigte von Esprit, Galeria Karstadt Kaufhof, H&M Hennes & Mauritz, Ikea, Kaufland, Parfümerie Douglas, Primark, REWE/PENNY, TK Maxx und Zara.