Die Gewerkschaft ver.di kritisiert die befristeten Änderungen der gesetzlichen Arbeitszeit für Beschäftigte der kritischen Infrastruktur in Hessen scharf. Der hessische Landesbezirksleiter Jürgen Bothner: „Das ist eine Klatsche für die Beschäftigten aus Pflege und Handel und aus allen anderen betroffenen Branchen, die seit zwei Jahren den Laden bis an die Erschöpfungsgrenze am Laufen halten. Jetzt die zulässige Höchstarbeitszeit heraufzusetzen und Sonntagsarbeit zu erlauben, auch wenn es präventiv ist, ist eine unerträgliche Zumutung. Wir fordern die Landesregierung auf, die gesetzlichen Höchstarbeitszeitgrenzen und den gesetzlichen Sonntagsschutz unverzüglich wieder in Kraft zu setzen.“
Gesundheitsfachsekretär Georg Schulze ergänzt: „Nach fast zwei Jahren dauernder Belastung in der Pandemie jetzt eine Arbeitszeitverlängerung draufzusetzen, schlägt dem Fass den Boden aus. Längere tägliche Arbeitszeiten schaffen keine einzige dringend benötigte zusätzliche Pflegekraft, sondern im Gegenteil drohen in Kliniken und Pflegeheimen mehr Krankheitsausfälle durch die zusätzliche Belastung.“
Auch was den Handel angeht, sieht der zuständige Landesfachbereichsleiter Marcel Schäuble kein Indiz für eine Gefährdung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. „Es erschließt sich nicht, warum Regale in Supermärkten am Sonntag aufgefüllt werden müssten.“
ver.di prüft die Allgemeinverfügung derzeit sehr genau, so Landesbezirksleiter Bothner und werde gegebenenfalls weitere Schritte einleiten. Die betroffenen Betriebs- und Personalräte fordert ver.di auf, genau zu prüfen, ob eine angestrebte Verlängerung der täglichen Arbeitszeit überhaupt einen zwingenden Grund hat. Im Zweifel sollten sie im Sinne des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten ihre Zustimmung verweigern.