„Seit Monaten wird verhandelt und parallel gestreikt. Doch die Arbeitgeber wollen ihr Vorhaben nicht aufgeben, für mehrere Jahre einen Tarifabschluss auf niedrigstem Niveau zu erreichen. Selbst eine Inflationsrate von aktuell 3,8 Prozent lässt die hessischen Lebensmittelhändler kalt. Sie tragen ihr schon ‚ergrautes‘ Angebot einer Lohnerhöhung von 2 Prozent weiter vor“, erklärt Bernhard Schiederig, Landesfachbereichsleiter Handel der ver.di Hessen und Verhandlungsführer für den hessischen Einzel- und Versandhandel: „Demgegenüber haben insbesondere die Lebensmittelkonzerne in der Pandemie horrende Umsätze und Gewinne eingefahren. Sie gehören jetzt zu den Preistreibern bei Lebens- und Genussmitteln. Nun soll auch noch ein möglichst schlechter Tarifabschluss mit Reallohnsenkungen für die Beschäftigten ihren ‚Gewinnrausch‘ krönen. Das lassen sich die Beschäftigten des Einzel- und Versandhandels nicht gefallen. Auch vor dem Lokal der heutigen Tarifverhandlung in Offenbach protestierten Hunderte von Beschäftigten gegen die starre, verantwortungslose Haltung der Arbeitgeber. Doch reichen die bisherigen Streiks für einen Sinneswandel bei den Arbeitgebern offenbar noch nicht aus. Der Arbeitskampf muss also nicht nur unvermindert fortgesetzt, sondern noch ausgeweitet werden. Vielleicht hilft das beim Nachdenken, wer im Einzel- und Versandhandel wem die Dividenden und Gewinne erarbeitet – und wer nicht nur ein soziales Recht, sondern auch die dringende Notwendigkeit auf eine deutliche Erhöhung der Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen besitzt.“
Angesichts der für den 21. September 2021 in Nordrhein-Westfalen geplanten 6. Tarifverhandlung für den Einzel- und Versandhandel wird ver.di Hessen die Beschäftigten der Branche für den kommenden Montag, 20. September 2021, zu weiteren Streiks und zu einer öffentlichen Demonstration aufrufen. Näheres dazu gibt es ab Freitag, 17. September zu berichten.
Die nächsten Tarifverhandlungen in Hessen sind für den 27. September 2021 geplant.