Beim IT-Dienstleister Dätwyler IT Infra GmbH in Hattersheim haben Beschäftigte der Logistikabteilung gemeinsam mit ver.di die Initiative ergriffen, einen Betriebsrat zu gründen. Die Reaktion der Unternehmensleitung folgte umgehend und hart.
Einen Tag nach dem Aushang des Wahlausschreibens zur Einleitung der Betriebsratswahl kündigte das Unternehmen eine umfassende Betriebsänderung an. Im ersten Schritt erhielten zunächst 35 von 110 Beschäftigten betriebsbedingte Kündigungen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Logistikdienstleistungen ins Ausland verlagert werden sollen. Erste Maschinen seien Mitarbeitenden zufolge bereits über Nacht abgebaut worden. Die Dätwyler-Gruppe mit Hauptsitz in der Schweiz beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von über 1 Milliarde Schweizer Franken.
Ricky Kühn, Vorsitzender des Wahlvorstandes, schildert die Situation der Belegschaft: „Der 27.11.2025 um 13:30 Uhr markiert für viele von uns einen bitteren Wendepunkt. Die Nachricht über das Ende unserer Arbeitsplätze kam knapp und ohne Anteilnahme. Die Entscheidung hat uns getroffen wie ein Schlag. Wir wissen nicht, wie es weitergeht – ob wir einen neuen Job finden, was mit Wohnung, Haus oder der eigenen Familie passiert. Antworten darauf gab es von der Geschäftsleitung nicht. Noch vor wenigen Wochen hieß es, unser Standort sei die ‘Zugmaschine’ des Unternehmens. Heute wissen die zum Teil über 30 Jahre Beschäftigten, dass diese Worte keinen Bestand hatten.
Ein Sozialplan? Fehlanzeige. Stattdessen Druck, Hetze und Unsicherheiten – und die Erwartung, dass die bereits gekündigten bis zum 30.06.2025 auch noch alles ordnungsgemäß abwickeln.“
Auch ver.di zeigt sich alarmiert. Driton Dobraj, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Hessen: „Leider ist Dätwyler kein Einzelfall. In der Logistikbranche erleben wir immer häufiger Anfeindungen und Widerstand von Arbeitgebern bei der Gründung von Interessensvertretungen. Wir müssen uns zunehmend mit ungerechtfertigten Kündigungen auseinandersetzen. Auch bei Dätwyler werden wir uns zur Wehr setzen.“
Nichtsdestotrotz findet am 19.12.2025 die Wahl des Betriebsrats statt. Direkt im Anschluss wollen ver.di und der frisch gewählte Betriebsrat juristische Schritte prüfen, um die Beschäftigten zu unterstützen und mögliche Rechtsverstöße des Unternehmens anzugehen.