Für die rund 50.000 hessischen Beschäftigten im Speditions- und Transportgewerbe (Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband VdV – Vereinigung des Verkehrsgewerbes Hessen) endete zum 31.12.2021 die Tarifbindung zum bisherigen Flächentarifvertrag. Die ver.di-Tarifkommissionen kamen zur Erkenntnis, dass in den bisherigen Strukturen eine dringend notwendige Modernisierung der tarifvertraglichen Regelungen nicht möglich sind. Andreas Jung, ver.di Verhandlungsführer erläutert einige der wichtigsten Punkte: „Grundgesetzwidrige Benachteiligung gewerblicher Beschäftigter gegenüber kaufmännischen Beschäftigten, altersdiskriminierende Urlaubsregelung, wenig Differenzierungsmöglichkeiten in der Entgeltgestaltung, einfach nur grottenschlechte Nachtarbeitsregelung und einiges mehr.“
Die einzelnen Arbeitgeber der Branche wurden nun zu Tarifverhandlungen aufgefordert, um die seit 1.1.2022 bestehende Tariflosigkeit zu beenden. Die Arbeitgeber haben dies mehrheitlich abgelehnt und auf Regelungen mit dem Arbeitgeberverband hingewiesen.
Eine erste Annäherung durch den Arbeitgeberverband ist zwar erfolgt, allerdings „ohne jeglichen konkreten Vorschlag, wie die seit Jahrzehnten gewachsenen und verkrusteten Regelungen nun endlich ins 21. Jahrhundert überführt werden könnten.“ Und, so Jung weiter: „solange der Verband hier nicht endlich Farbe bekennt und die Themen konkret benennt, sehen wir hier nur Lippenbekenntnisse ohne jegliche Inhalte.“
Die Gewerkschaft ver.di wird hier an der Durchsetzung tariflicher Regelungen auf betrieblicher Ebene festhalten, verschließt sich aber möglichen Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband nicht kategorisch. „Aber gewisse Grundlagen müssen geschaffen werden, hier ist der VdV alleine in der Lage, diese zu schaffen“, erläutert Jung. Bisher wurde noch nicht zu Streikmaßnahmen aufgerufen.
Bis zum 28. Januar 2022 wurde eine Frist gesetzt, um doch noch eine Lösung in Form des Flächentarifvertrages anzugehen.