Ergebnisse Corona-Befragung Hochschulbeschäftigte

Pressemitteilung vom 19.05.2021

 

Die Belastung der Beschäftigten an Hessens Hochschulen ist im Zuge der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Das dokumentiert eine Befragung von mehr als 3.000 Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die von den Gewerkschaften ver.di und GEW gemeinsam mit der Initiative »darmstadtunbefristet« am Mittwoch (19. Mai 2021) vorgestellt wurde. So geben 60 Prozent der Befragten an, ihr Arbeitsstress habe seit Beginn der Pandemie zugenommen. Von den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichten über Dreiviertel von wachsendem Arbeitsaufwand in der Lehre, im Bereich der administrativ-technischen Beschäftigten (Sekretariate, Technik etc.) stieg der Arbeitsaufwand demnach um 72 Prozent.

„Mit der Corona-Pandemie hat sich die Belastung an den Hochschulen noch einmal deutlich erhöht“, sagte der Physiker Johannes Reinhard von »darmstadtunbefristet«. Er betonte dabei besonders die Problematik befristeter Arbeitsverträge: „Befristet Beschäftigte sind in allen Bereichen stärker betroffen. Sie arbeiten häufiger abends und an Wochenenden, kommen öfter krank zur Arbeit und klagen stärker darüber, ständig erreichbar sein zu müssen.“ Eine große Mehrheit von 84 Prozent der Befragten gehe zudem davon aus, dass sich Forschungsvorhaben und Qualifikationsarbeiten infolge der Pandemie verzögern. Etwa ebenso viele fordern, dass befristete Verträge entsprechend verlängert werden. Die Bundesregierung hat es durch eine Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ermöglicht, befristete Verträge wegen der Pandemie um zwölf Monate über den bisherigen Höchstrahmen hinaus zu verlängern. „Doch es gibt keinen verbindlichen Anspruch, Verlängerungen müssen einzeln beantragt und begründet werden“, kritisierte Reinhard, der auch als Sprecher der ver.di-Vertrauensleute an der TU Darmstadt fungiert. „Wir fordern, dass allen befristet Beschäftigten eine Verlängerung ihrer Verträge angeboten wird. Das ist doch wohl das Mindeste.“

Die Soziologin Ricarda Kramer verwies darauf, dass Beschäftigte mit befristeten Verträgen auch unabhängig von der aktuellen Situation unter großem Druck stehen. So geben 80 Prozent von ihnen an, sich sehr häufig oder oft Sorgen um die eigene berufliche Zukunft zu machen. Von diesen Befragten fühlen sich wiederum 80 Prozent davon (eher) stark belastet. „Die permanente Unsicherheit bedeutet einen enormen psychischen Druck, der potenziell krank macht“, betonte Kramer. „Wir brauchen an den Hochschulen und Universitäten dringend mehr unbefristete Stellen. Das ist sowohl im Interesse der Betroffenen als auch im Sinne guter Lehre und Forschung.“ Wenn die Bearbeitung von Daueraufgaben ständig wechselt, sei das auch für die Studierenden und die administrativen Abläufe schädlich.

Die Gewerkschaften wollen gemeinsam mit den »unbefristet«-Initiativen, die an verschiedenen hessischen Hochschulen aktiv sind, den Druck für mehr unbefristete Verträge erhöhen. „Über 18 Prozent der administrativ-technischen und fast 90 Prozent der Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an hessischen Hochschulen sind auf Zeit angestellt“, berichtete Dr. Simone Claar von der GEW Hessen unter Berufung auf Daten des statistischen Landesamtes. „Systematisch wird ein Großteil der Daueraufgaben an den Hochschulen von befristet Beschäftigten ausgeführt. Wir meinen aber: Für Daueraufgaben braucht es Dauerstellen.“ Das fordert auch Gabriel Nyc, der bei ver.di in Hessen für Bildung, Wissenschaft und Forschung zuständig ist. „Bei der anstehenden Novellierung des hessischen Hochschulgesetzes müssen unbedingt verbindliche Regelungen zur Ausweitung unbefristeter Beschäftigung festgeschrieben werden“, forderte der Gewerkschafter, der auch die Hochschulleitungen in der Pflicht sieht. „Wir sind gerne bereit, mit den Arbeitgebern in der kommenden Tarifrunde auch über tarifliche Regelungen zu sprechen, die dem Befristungsunwesen Grenzen setzen.“

Weitere Informationen zum Befragungsergebnis: https://darmstadtunbefristet.wordpress.com/