Wie könnten die Tarife für die rund 50.000 Beschäftigten im hessischen Speditions- und Transportgewerbe zukünftig aussehen? Eine Diskussion darüber hat die zuständige ver.di Tarifkommission heute in einer Online-Konferenz begonnen.
Der Entgelt-Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband VdV – Vereinigung des Verkehrsgewerbes Hessen ist zum 31.12.2021 kündbar, die Manteltarifverträge sind ständig kündbar.
Die Tarifkommission hat es mit einer uneinheitlichen Branche zu tun. Zum einen ist das tarifierte Einkommens- und Arbeitsbedingungsniveau in Hessen in dieser Branche deutlich niedriger als in wirtschaftlich vergleichbarer Bundesländern. Zum anderen ist die Arbeitgeberseite im Verband sowohl von den Tätigkeiten und Spezialisierungen als auch bei den Auswirkungen der Corona-Pandemie höchst unterschiedlich aufgestellt. Während einige Betriebe durch Kurzarbeit, Minderung des Im- und Exportgeschäfts und Insolvenz in der Existenz bedroht sind, kann man auf der anderen Seite viele Unternehmen als Krisengewinner bezeichnen mit exorbitant steigenden Umsatz- und Gewinnzahlen.
Andreas Jung, Verhandlungsführer der Gewerkschaft ver.di fasst die heutige Sitzung der Tarifkommission so zusammen: „Aus der derzeitigen Entwicklung lässt sich kein vernünftiger Durchschnitt ermitteln, genau genommen müsste eine Tarifforderung unsererseits differenzierter sein, was aber die Struktur des Arbeitgeberverbandes so nicht zulässt“. Daneben erschienen der Tarifkommission auch die mittlerweile als veraltet anzusehenden Manteltarifverträge aus dem Jahr 1993 mit Änderungen im Jahr 2007 nicht mehr zeitgemäß. Die Trennung in Arbeiter und Angestellte sei seit Jahrzehnten nicht mehr üblich, erläutert Jung: „Selbst der Nachtzuschlag mit 15 Prozent aus dem Tarifvertrag wurde durch Rechtsprechung mittlerweile überholt und auf 25 Prozent taxiert, Altersdiskriminierung bei den Urlaubsansprüchen besteht nach wie vor.“
Die Gewerkschaft ver.di diskutiert und prüft weiter, wie aus ihrer Sicht die künftige Tarifvertragsstruktur gestaltet werden könnte.