ver.di-Hessen sieht Zukunftschancen

Neckermann nach Insolvenzantrag
Pressemitteilung vom 19.07.2012

 

„Wir haben nicht und wollen auch nicht auf Schließung des Versandhandels und damit des Verlustes von rd. 1.500 Arbeitsplätzen verhandeln“, so Schiederig. Vorhaltungen, ver.di habe in den Verhandlungen über einen Tarifsozialplan für die von der Restrukturierung Betroffenen „den Bogen überspannt“, und trage damit eine Mitschuld an der beantragten Insolvenz wies er nachdrücklich zurück.

Ohne den in den Verhandlungen angestrebten neuen Sozialplan hat Neckermann für die mit der Restrukturierung verbundenen Kündigungen von 1.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ca. 30 Millionen Euro an Abfindungszahlungen zu leisten. Die Rechtsgrundlage hierfür bildet eine Gesamtbetriebsvereinbarung bereits aus dem Jahr 2005.

Durch den jetzt verhandelten Sozialplan hätte sich dieser Anspruch erheblich reduziert, alle Abfindungszahlungen hätten insgesamt 8,9 Millionen Euro betragen. Dieser Betrag wäre nach Aussage der Geschäftsführung aus dem laufenden Geschäft heraus finanzierbar gewesen. Ein Mitarbeiter in der Logistik hätte nach dem neuen Sozialplan einen Abfindungsanspruch von insgesamt 5.250,00 Euro erhalten und das nach einer Betriebszugehörigkeit von mehr als 20 Jahren. Diese Zahlen belegen, dass hier nicht von einem unverschämt hohen Abfindungsbetrag gesprochen werden kann.

Durch die jetzt beantragte Insolvenz sieht ver.di allerdings auch wieder Zukunftschancen für viele Beschäftigte in Frankfurt a. M. „Insolvenz bedeutet nicht automatisch Kündigung und Verlust des Arbeitsplatzes“, so Schiederig. Das Amtsgericht Frankfurt a. M. hat mittlerweile als vorläufige Insolvenzverwalter die Rechtsanwälte Michael Frege und Joachim Kühne (Frankfurt a. M.) eingesetzt. Michael Frege wird sich heute bereits bei den Betriebsräten der Neckermanngesellschaften vorstellen. Die Mitglieder des Gläubigerausschusses werden morgen durch das Gericht bestellt.

ver.di und die Betriebsräte werden dem zukünftigen Insolvenzverwalter vorschlagen, das der Neckermann-Geschäftsführung bereits im April 2012 vorgelegte Fortführungskonzept objektiv und ernsthaft zu prüfen. Dieses von den Betriebsräten gemeinsam mit ihren Sachverständigen und ver.di erstellte Konzept sieht im Kern vor:

Forcierter Umbau von Neckermann.de zu einem online-Händler mit Print-Unterstützung (d.h., regelmäßige Print-Anstoß-Ketten unterstützen das online-Geschäft)
Reorganisation des Textileinkaufs
Erhalt eines eigenständiges Textilsortiments und
 damit Partizipation am wachsenden Text-online-Handel
 dadurch Erzielung höherer Margen bei Eigentextilien in Relation zum ausschließlichen Verkauf von Markentextilien durch Vertriebspartner
Erhalt der Logistiksparte und höhere Auslastung infolge der Versendung von Eigentextilien und der Hereinnahme von Drittgeschäft (stationäre Textilketten und anderer Unternehmen mit Bedarf am logistischen Knwo-how).

Trotz der jetzt getroffenen Entscheidung dankte Schiederig all denjenigen, die sich in den vergangenen 3 Monaten mit den Beschäftigten solidarisch gezeigt haben und auch auf unterschiedliche Art und Weise versucht hatten, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Er hoffe darauf, dass diese Unterstützung auch im Insolvenzverfahren andauere. Weder die Beschäftigten noch die Rhein-Main-Region insgesamt kann einen weiteren Arbeitsplatzabbau in dieser Größenordnung verkraften, so Schiederig abschließend.


Ergänzende Hinweise für die Redaktionen:

Von der beantragten Neckermann-Insolvenz sind folgende Standorte betroffen:

1. Frankfurt am Main ca. 2.000 ArbeitnehmerInnen
2. Heideloh (Sachsen-Anhalt) ca. 250 ArbeitnehmerInnen
3. Callcenter Istanbul ca. 200 ArbeitnehmerInnen

Nicht von dieser Insolvenz betroffen ist das Unternehmern Neckermann + Reisen. Dieses Unternehmen gehört zum Unternehmen Thomas Cook und hat nichts mehr mit dem Neckermann Versandhandel zu tun. Es besteht damit ausdrücklich nicht die Gefahr, dass Urlauber, die jetzt mit Neckermann-Reise in die Ferien fahren, wegen des Insolvenzverfahrens Transferprobleme bekommen.


Für Rückfrage:
Bernhard Schiederig, Tel. 069 2569-1420

 

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