Bouffier muss unerfahrenem Rentsch die Zuständigkeit entziehen

ver.di Chef Bothner zu Schlecker
Pressemitteilung vom 04.06.2012

 

Er begründet dies u. a. damit, dass der hessische Arbeitsmarkt sehr wohl in der Lage sei, den rd. 1.000 hessischen Schlecker-Beschäftigten eine berufliche Perspektive zu verschaffen. Mehr noch. In einer Erklärung vom vergangen Freitag weist er ver.di sogar die Schuld für die Insolvenz zu, weil die Gewerkschaft „zu einem Boykott der Filialen aufgerufen habe“. Bothner warf Rentsch in diesem Zusammenhang eine „seltene Zusammenballung von wirtschaftspolitischer Inkompetenz in Verbindung mit sozialer Kälte“ vor. Er wies darauf hin, dass der mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten der Drogeriekette bestens vertraute Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Wochenende erklärt hat, dass die Hauptschuld für die jetzt eingetretene Situation zum einen bei der Familie Schlecker selbst liege, die nicht bereit gewesen sei, einen eigenen Rettungsbeitrag zu leisten und zum anderen bei der FDP, die aus rein parteitaktischen Gründen Ende März der Bildung einer Transfergesellschaft mit staatlicher Unterstützung eine Absage erteilt habe. Einen Boykott-Aufruf von ver.di hat es im Übrigen nie gegeben. Weder bundesweit noch in Hessen. Bothner erklärte, dass „uns angesichts dieser Lage nichts anderes übrig bleibt, als Ministerpräsident Bouffier aufzufordern, die Zuständigkeiten an sich zu ziehen, damit,“ so Bothner wörtlich, „ein die Fakten ignorierender Laiendarsteller im Wirtschaftsministerium nicht noch größeren Schaden anrichtet.“

Bernhard S c h i e d e r i g, Leiter des Landesfachbereichs Handel beim ver.di Landesbezirk Hessen ergänzte, dass auch der Hinweis von Rentsch auf den angeblich guten hessischen Arbeitsmarkt, der in der Lage neue Perspektiven zu verschaffen „reiner Zynismus des offensichtlich unerfahren Ministers sei und durch nackte Zahlen widerlegt werden kann“. Nach den Ermittlungen von ver.di wurden Ende März 2012 in Hessen rund 800 Schlecker-Beschäftigten gekündigt. Davon hätten sich rd. 660 bei den hessischen Arbeitsagenturen arbeitslos gemeldet. Bis heute hätten davon erst 90 Beschäftigte eine neue sozialversicherungspflichtige Tätigkeit gefunden. Das sind rd. 13 %, bilanziert Schiederig. Auch im Stadtgebiet Frankfurt a. M. sieht es nicht besser aus. Hier hätten von ehemals 110 Beschäftigten erst rd. 10 eine neue, sozialversicherungspflichtige Tätigkeit gefunden, das sind noch nicht einmal 10 % der Betroffenen. Schiederig betonte, dass ver.di nicht an einer öffentlichen Auseinandersetzung „über die Schuldfrage“ gelegen sei. Dafür hätten die von Arbeitslosigkeit bedrohten Frauen weder die Zeit noch das Verständnis. Es müsse jetzt entschieden werden, ob eine Auffanggesellschaft gebildet werden kann, aus der heraus man sich bewerben könne oder ob dies aus der gemeldeten Arbeitslosigkeit heraus geschehen muss.

Hinweis für die Redaktionen:

Den am Freitag an Ministerpräsident Bouffier und Wirtschaftsminister Rentsch versandten Brief fügen wir Ihnen bei. Er kann für die Berichterstattung jetzt verwandt werden.

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Bernhard Schiederig
Leiter des Landesfachbereichs Handel beim ver.di Landesbezirk Hessen
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