„Wer meinte, es gäbe bei den Tarifverhandlungen für den hessischen Einzelhandel keine Überraschungen mehr, der wurde heute eines Besseren belehrt“, erklärt Bernhard Schiederig, Landesfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer der Gewerkschaft ver.di Hessen: „Denn was bisher von den Arbeitgebern als scheinbar unumstößliches Muss deklariert wurde, das rangiert nun offenbar unter ferner liefen: die Reform der Entgeltstruktur. Noch vor Monaten wurde uns immer wieder weisgemacht, der Manteltarifvertrag sei nur deshalb gekündigt worden, weil die qualitativen Kriterien des Gehalts- und Lohntarifvertrages ‚modernisiert‘ werden müssten. Jetzt spielt das wohl keine nen-nenswerte Rolle mehr, sondern die Verschlechterungen der manteltariflich geregelten Ar-beitsbedingungen treten plötzlich in den Vordergrund.“
Dieser Strategiewechsel bei den hessischen Arbeitgebern ist kaum anders zu verstehen, als dass ihnen seit geraumer Zeit oder von Anfang an in erster Linie daran gelegen war, sich mit ihren Forderungen eine tiefgreifende und dauerhafte Einsparung bei den Personalkosten „einheimsen“ zu wollen. Darauf deuten solche Ziele wie die Einführung einer Niedriglohngruppe von 8,20 Euro für so genannte Auffüller hin, wodurch diesen in Vollzeit mehr als 550 Euro verloren gingen. Außerdem möchten die Arbeitgeber für diese Beschäftigten die Spätöffnungs- und Nachtarbeitszuschläge beseitigen, was bei vielfach üblicher nächtlicher Verräumung von Waren in die Regale ein weiteres Ersparnis von monatlich jeweils mehr als 350 Euro bringen würde.
„Wen wundert es, wenn unter solchen Bedingungen der von ver.di eingebrachte Kompromissvorschlag – Wiederinkraftsetzen des Manteltarifvertrages, Erhöhung der Entgelte bei gleichzeitiger Vereinbarung von Verhandlungen über eine neue Entgeltstruktur – zu keinem Ergebnis führen konnte und dadurch der Tarifkonflikt weiter angeheizt wird“, so Bernhard Schiederig weiter: „Es sieht so aus, als ob die Arbeitgeber uns fünf Monate lang auf eine ‚falsche Fährte‘ haben locken wollen, um jetzt ihre wahren Ziele zu präsentieren. Dieses Manöver wird in den Betrieben richtig verstanden und beantwortet werden: Wir gehen den ‚heißen Herbst‘ weiter zügig an und bereiten uns auf Streiks im Weihnachtsgeschäft vor.“
Die Tarifverhandlungen werden am 4. oder 7. November 2013 fortgesetzt.
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