Erntehelferin Cícera Coltro und Arbeitsrechtsanwalt Márcio Propheta Sormani Bortolucci berichten in Frankfurt über die Zustände auf brasilianischen Orangensaftplantagen.
Donnerstag, 10. Oktober 2013. Zur Veröffentlichung ihrer Studie „Im Visier: Orangensaft bei Edeka, Rewe, Lidl, Aldi & Co.“ haben die Christliche Initiative Romero (CIR) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gemeinsam mit dem Bildungswerk Tie Exchains zwei bra-silianische Gäste eingeladen. Sie machen im Rahmen einer Informationsreise durch Deutschland am 11. Oktober 2013 Station in Frankfurt - passend zum thematischen Schwerpunkt Brasilien der diesjährigen Buchmesse. Die beiden berichten aus erster Hand über die prekären Zustände auf Orangenplantagen und entlang der weiteren Lieferkette von Orangensaft.
Cícera Coltro ist Erntehelferin auf einer Orangenplantage und berichtet darüber, was es bedeutet, die beliebte Zitrusfrucht im Akkord zu pflücken. „Unsere Rechte werden ständig missachtet. Ob beim Einsatz der giftigen Pestizide auf den Plantagen, beim Transport zur Arbeit in schrottreifen Bussen oder durch die Abhängigkeit von korrupten Arbeitsvermitt-lern“, beschreibt Coltro die Gefahren, denen die PlantagenarbeiterInnen täglich ausgesetzt sind.
Begleitet wird sie von Márcio Propheta Sormani Bortolucci aus dem brasilianischen Piratininga. Er ist Anwalt für Arbeitsrechte und vertritt die ArbeiterInnen aus dem Orangen-saft-Sektor vor Gericht – etwa im Falle von unzureichenden Lohnzahlungen und gefährlichen Transporten zu den Plantagen. Seine Erwartungen an die Rundreise im Land des Fruchtsaft-Weltmeisters formuliert er so: „Wir wollen die Machenschaften des Orangen-Kartells aufzeigen, dessen Profite auf dem Rücken der ArbeiterInnen erwirtschaftet werden. Ich bin mir sicher, dass die KonsumentInnen in Deutschland keine Sklavenarbeit unterstützen wollen. Wir brauchen ihre Solidarität!“
Die Studie wurde am 08.10.2013 von CIR und ver.di veröffentlicht. Sie kann unter https://www.verdi.de/presse/downloads/pressemappen abgerufen werden kann. Basierend auf Recherchen in Brasilien und Deutschland deckt sie Macht- und Marktkonzentration auf der Unternehmens- und zunehmende Ausbeutung auf der Beschäftigtenseite entlang der Lieferkette auf. In Deutschland alarmiert insbesondere die verstärkte Verantwortungsflucht der tarifgebundenen Unternehmen Edeka und Rewe. Durch Ausgründung an selbstständige Kaufleute entstehen nahezu betriebsratsfreie und tariflose Bereiche, in denen Kaufleute nach Gutdünken über die Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten entscheiden. Deutlich wird: Entlang der Lieferkette ist soziale Verantwortung trotz Milliardengewinne für die Konzerne ein Fremdwort.
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