Aufgrund einer zunächst fehlerhaften Angabe in der Pressemitteilung des Medienkonzerns VRM haben wir in der Pressemitteilung von ver.di Hessen vom 17. August 2021 vom Kauf des „Gießener Anzeiger“ durch die Ippen-Gruppe berichtet. In der zwischenzeitlich korrigierten Pressemitteilung der VRM war ursprünglich vom Verkauf an die Mittelhessische Druck- und Verlagshaus GmbH die Rede, einer 100-prozentigen Tochter der Zeitungsholding Hessen (ZHH). Die ZHH gehört mehrheitlich der Ippen-Gruppe. Dort erscheint bereits die "Gießener Allgemeine".
Der bisher zur VRM gehörende „Gießener Anzeiger“ soll aber von der „Mittelhessischen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH“ erworben werden, die kein Tochterunternehmen der ZHH ist. Die Mittelhessische Druck- und Verlagsgesellschaft mbH ist allerdings umgekehrt laut einer Veröffentlichung der „Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich“ Gesellschafterin der ZHH und soll dort über 20% der Anteile verfügen, die Ippen-Gruppe über verschachtelte Beteiligungen 80%.
Hier die korrigierte Meldung:
Die beiden in Hessen dominierenden Zeitungsgruppen wollen sich den sich den Markt der Tageszeitungen und Anzeigenblätter offenbar neu aufteilen. Der Medienkonzern VRM (Mainz) hat mitgeteilt, dass der „Usinger Anzeiger“ sowie weitere Blätter in der Region Wetterau/Vogelsberg an die Ippen-Gruppe verkauft werden sollen. Im Gegenzug will die VRM nach vorliegenden Informationen von der Ippen-Gruppe das „Rüsselsheimer Echo“ sowie die „Nassauische Neue Presse“ in Limburg übernehmen.
„Dieses Tauschgeschäft zur Aufteilung des Zeitungsmarktes in Hessen ist ohne Beispiel. Hier sollen Traditionsblätter und ihre Belegschaften hin- und hergeschoben werden, um die Marktmacht der beiden großen Medienhäuser weiter auszubauen“, sagte Ellen Sandrock-Becker vom ver.di-Fachbereich Medien in Hessen. Darüber könne auch nicht die in bester Managersprache gelieferte Begründung für den Deal hinwegtäuschen. Die VRM hatte gestern mitgeteilt, bei den in den Regionen Gießen, Usingen, Wetterau und Vogelsberg erscheinenden Zeitungen und Anzeigenblättern sehe man aus Konzernsicht „nicht mehr die erforderlichen Synergie- und Transformationspotentiale“.
Aus Sicht von ver.di ist nicht auszuschließen, dass aus der Marktaufteilung eine „Marktbereinigung“ werden könnte. In Gießen gibt die Ippen-Gruppe über ihre hessische Zeitungsholding bereits die „Gießener Allgemeine“ heraus. Werden die Pläne umgesetzt, gehört das bisherige Konkurrenzprodukt „Gießener Anzeiger“ auch bald zum Einflußbereich der Verlagsgruppe. Der Gießener Anzeiger soll von der Mittelhessischen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH gekauft werden. Sie ist laut einer Veröffentlichung der „Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich“ Gesellschafterin der ZHH und soll dort über 20% der Anteile verfügen, die Ippen-Gruppe über verschachtelte Beteiligungen 80%.
ver.di fordert Zusagen für den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze in allen betroffenen Verlagen.
Zur Ippen-Gruppe gehören in Hessen bereits die Frankfurter Neue Presse, die Frankfurter Rundschau, die Offenbach-Post, der Hanauer Anzeiger, die Gießener Allgemeine, die Hessische/Niedersächsische Allgemeine, die Hersfelder Zeitung, die Werra-Rundschau, die Waldeckische Landeszeitung sowie zahlreiche Anzeigenblätter und mehrere Druckereien.
Die VRM beherrscht den Zeitungsmarkt in Südhessen („Darmstädter Echo“), in Wiesbaden („Wiesbadener Kurier“) und in Wetzlar („Wetzlarer Neue Zeitung“). Neben den weiteren jetzt zum Tausch stehenden mittelhessischen Zeitungen gibt die VRM noch zahlreiche Tageszeitungen und Anzeigenblätter in Rheinland-Pfalz heraus.