„Die Privatisierung des Universitätsklinikums Gießen und Marburg war, ist und bleibt ein schwerer Fehler“, sagt der hessische Landesbezirksleiter der Gewerkschaft ver.di, Jürgen Bothner. Seit dem Verkauf des UKGM habe das Land bisher praktisch keine Investitionen im UKGM mehr finanziert. „Dadurch haben die UKGM-Beschäftigten seit dem Verkauf durch ihre Arbeit alle notwendigen Investitionen und dazu die Renditen des privaten Betreibers finanzieren müssen.“ Zumindest hier habe die Einigung zwischen Hessen und dem Rhönklinikum nun eines der durch die Privatisierung verursachten Probleme wieder etwas korrigiert, so Bothner weiter.
Stefan Röhrhoff, Verhandlungsführer in den Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem UKGM, begrüßt, dass mit der Einigung auch weiterhin betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen und Übernahmegarantien für Auszubildende gegeben werden. Allerdings sei, so Röhrhoff, die Personalbesetzung im UKGM schon jetzt so dünn, dass dort eigentlich auch niemand mehr hätte abgebaut werden können. „Wir fordern, nach der Einigung zur öffentlichen Investitionsförderung nun auch für Entlastung der Beschäftigten durch ausreichende Personalbesetzungen zu sorgen,“ sagt Röhrhoff: „Die Berliner Großkliniken Charitè und Vivantes haben kürzlich mit ver.di per Tarifvertrag bessere Personalbesetzungen geregelt. Das könnte auch ein Modell für das UKGM sein!“
Dass in der Einigung auch der Schutz der UKGM-Beschäftigten vor Ausgliederung fortgeschrieben wird, sieht Röhrhoff ebenfalls als positives Element. Nachdem der Arbeitgeber in der benachbarten Asklepiosklinik Lich Ende des vergangenen Jahres angekündigt hat, ganze Abteilungen wie Labor, Röntgenabteilung oder Physiotherapie auszulagern, ging auch unter den Beschäftigten des UKGM die Sorge vor Ausgründungen im großen Stil um, erläutert Röhrhoff und unterstreicht: „Arbeit in Kliniken ist über Pflege und Ärzten hinaus multiprofessionelle Teamarbeit, in der alle Beschäftigtengruppen zusammenarbeiten müssen – das wird durch Ausgliederungen unnötig erschwert!“