Edeka Hessenring Betriebsräte verabschieden "Melsunger Erklärung"

Handel/Tarife
Pressemitteilung vom 22.05.2014

„Mehr Demokratie wagen.“ Das haben sich die rund 70 Betriebsräte von Edeka Hessenring auf einer Betriebsrätekonferenz vorgenommen, die in Melsungen – in unmittelbarer Nähe der Konzernzentrale – stattfand. Das Demokratie-Motto von Willi Brandt ist zum einen Appell an Eigentümer und Management: Sie sollen mehr Demokratie zulassen, vor allem in Form von Tarifverträgen, die auf Augenhöhe ausgehandelt wurden. Zum anderen wollen die Beschäftigtenvertreter mehr Einfluss nehmen – und zwar gemeinsam. Dabei helfen soll ein Konzernbetriebsrat, dessen Einrichtung die Teilnehmer bei wenigen Enthaltungen einstimmig befürworteten.
„Edeka ist Marktführer und einer der größten Arbeitgeber der Bundesrepublik“, sagte Stefanie Nutzenberger vom ver.di-Bundesvorstand. Die Regionalgesellschaft Hessenring, die fast 8.300 Menschen in sechs Bundesländern und diversen Tochterunternehmen beschäftigt, beherrsche etwa ein Drittel des Marktsegments und habe im vergangenen Jahr einen Überschuss von fast 19 Prozent erwirtschaftet. „Vor diesem Hintergrund erwartet ver.di, dass Edeka Hessenring Verantwortung übernimmt“, so Nutzenberger. „Wir brauchen gute, gesundheitserhaltende und existenzsichernde Arbeitsbedingungen. Das geht nur mit Tarifvertrag und das werden wir schaffen.“
Die Betriebsräte hatten zuvor berichtet, wie sich Edeka Hessenring in den vergangenen Jahren nach und nach der Tarifbindung entzogen hat – als einzige der bundesweit sieben Regionalgesellschaften. In vielen Fällen wurden Beschäftigte dazu gedrängt, neue Arbeitsverträge mit einer auf 40 Wochenstunden verlängerten Arbeitszeit zu unterschreiben. Doch Widerstand ist möglich. Ein Kollege des RM Großmarkts in Bielefeld berichtete: „Unsere Belegschaft, die zu 80 Prozent gewerkschaftlich organisiert ist, hat sich massiv dagegen gewehrt. Irgendwann haben sie es aufgegeben.“
Aktuell setzt das Management unter anderem die Beschäftigten der Edeka-Tochter Mark-tkauf unter Druck, verschlechterte Bedingungen zu akzeptieren. Die Forderungen entsprä-chen einer Lohnkürzung um sechs Prozent und einer Mehrarbeit von 115 Stunden im Jahr, rechnete Moritz Braukmüller von ver.di Süd-Ost-Niedersachsen vor. In mehreren Fällen gehen Beschäftigte mit Unterstützung von Betriebsrat und Gewerkschaft rechtlich gegen die Vertragsänderungen vor.
„Ihr könnt nur gewinnen, wenn ihr euch vernetzt“, betonte Katharina Wesenick, ver.di-Sekretärin beim Bundesfachbereich Handel in Berlin. Und genau das haben die Betriebsräte vor. In Melsungen verabschiedeten sie eine Resolution, mit der die maßgeblichen Gremien aufgefordert werden, die Wahl eines Konzernbetriebsrats einzuleiten. „Es ist an der Zeit, die 23 Betriebsratsgremien und 4 Gesamtbetriebsräte bei Edeka Hessenring zu bündeln und dadurch stärker zu machen“, sagte ver.di-Fachsekretär Manuel L. Sauer. „Das Management spielt die Unternehmen und Unternehmensteile gegeneinander aus. Der Sinn des Konzernbetriebsrats ist es, genau das zu verhindern“, ergänzte Harald Fennel, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Nordhessen.
Die übergroße Mehrheit der anwesenden Betriebsräte sah das genauso und votierte für die Einrichtung eines Konzernbetriebsrats. Ebenso eindeutig unterstützten sie eine „Melsunger Erklärung“, die das Unternehmen zur Rückkehr in die direkte Tarifbindung auffordert.

 

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